Kai Lehmann
„Etwa die Hälfte der Patient/innen mit Darmkrebs entwickelt im Verlauf der Erkrankung Lebermetastasen, also Tumorabsiedlungen in der Leber. Mit der Weiterentwicklung der Leberchirurgie und den Fortschritten in der medikamentösen Therapie können viele Patient/innen mit Lebermetastasen heute geheilt werden. Eine wesentliche technische Weiterentwicklung der Leberchirurgie sind die minimal-invasiven Operationstechniken, mit denen schonender operiert werden kann. In den letzten Jahren wird dies zunehmend mit Unterstützung eines OP-Roboters durchgeführt. Mit dem Roboter kann die Operation in dreidimensionaler Sicht mit feinen Instrumenten durchgeführt werden, die dem Bewegungsbereich der menschlichen Hand nachempfunden sind. Der Roboter wird jedoch vollständig von der Chirurgin bzw. dem Chirurgen gesteuert. Dies erlaubt ein sehr präzises arbeiten auch bei schwierigen Operationen.
Allerdings erhöht die robotische Chirurgie auch deutlich die technische Komplexität des gesamten Operationsablaufes und erfordert neue Operationsstrategien. Dies erfordert eine kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen chirurgischen Kenntnisse. Hierbei steht das Lernen von der individuellen Erfahrung einzelner Operateur/innen bzw. spezialisierter Zentren im Vordergrund.
Die Förderung hat mir eine dreiwöchige Hospitation bei Prof. Dr. Go Wakabayashi am Ageo City General Hospital im Großraum von Tokio in Japan ermöglicht. Prof. Wakabayashi zählt zu den rennomiertesten Leberchirurgen weltweit und besitzt eine besondere Expertise in anatomisch-orientierten Operationsverfahren und in der robotischen Leberchirurgie. Ich konnte täglich mehrere minimal-invasive Leberoperationen beobachten und habe dabei zahlreiche neue Techniken und Operationsstrategien kennengelernt. Sehr förderlich war der enge Austausch zu technischen Details direkt im OP und das große Interesse, gegenseitig Erfahrungen auszutauschen. Ich hatte zudem die Möglichkeit, an drei weiteren japanischen Universitätskliniken jeweils für ein bis drei Tage zu hospitieren und so weitere Einblicke zu erlangen. Darüber hinaus war der kulturelle Einblick sowohl in das ärztliche Arbeiten, als auch in das Leben in Japan sehr interessant.
Rückblickend war die Hospitation ausgesprochen bereichernd. Ich kann zahlreiche in Japan gewonnene Erkenntnisse in der täglichen Praxis einsetzen und im Kollegium weitergeben.“
Förderprogramm
BIH Clinical Fellows
Bewilligungsjahr
2022
Fachgebiet
Viszeralchirurgie
Vorhaben
Minimal-invasive und robotik-assistierte Chirurgie des primären und metastasierten kolorektalen Karzinoms
Institution
Charité – Universitätsmedizin Berlin